Kein Penicillin, kein Fiebersaft: Minister Lauterbach will per Gesetz verhindern, dass Arzneimittel knapp sind. Kritiker sagen: Preise könnten steigen. Versicherungsbeiträge auch.
Antibiotika, Krampflöser bei Epilepsie erkrankter Kinder, Paracetamol, Penicillin, Arzneimittel gegen Streptokokken-Infektion: Täglich kommen auf der Liste der Medikamente mit Lieferschwierigkeiten neue hinzu. Elf am Montag, zwölf am Dienstag, zwei bislang am Mittwoch, wie das Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte auflistet.
Insgesamt sind es derzeit 13 Wirkstoffe, die bundesweit nicht mehr gleichmäßig zu bekommen sind. Die häufigste Begründung: Produktionsprobleme. Das will Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) jetzt ändern.
Lauterbach: Kosten derzeit nicht abschätzbar
Das Bundeskabinett hat deswegen am Mittwoch einen Gesetzentwurf verabschiedet, wodurch es wieder mehr Sicherheit bei der Lieferung von Medikamenten geben soll. Minister Lauterbach verspricht sich davon viel, vor allem für die Versorgung der Kinder. Er wolle nicht noch einmal wie in diesem Winter erleben, dass für sie Medikamente in Deutschland nicht besorgt werden können, in den Niederlanden aber schon:
Man habe es in der Arzneimittelversorgung mit der der "Ökonomisierung übertrieben", sagt Lauterbach. Das wolle man nun "mit Augenmaß" korrigieren. Konkret ist im Gesetzentwurf, den der Bundestag noch diskutieren und verabschieden muss, beispielsweise geplant:
Die Kosten für die Krankenkassen, die das Paket bezahlen müssen, lassen sich laut Lauterbach derzeit nicht abschätzen. Er gehe von einem "mittleren dreistelligen Millionenbetrag" aus.
Kritik: Mehr Geld für Pharma hilft nicht
Der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen ist skeptisch, ob Lauterbachs Pläne aufgehen. Es gebe seit Jahren das Problem, dass die Pharmaindustrie ihren Lieferverpflichtungen nicht nachkomme, sagt Florian Lanz, Sprecher des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenversicherungen, dem ZDF. Als Reaktion solle es jetzt mehr Geld für die Pharmaindustrie geben.
Wir glauben, dass ist das falsche Mittel, um das Problem zu beheben.
Florian Lanz, Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherungen
Das werde nur die Krankenkassenbeiträge erhöhen, ohne dass die Versorgung wirklich besser werde, so Lanz. Es brauche stattdessen früher Transparenz, wo es Lieferschwierigkeiten gibt und eine Pflicht auf Vorräte bei allen wichtigen Medikamenten.
Zudem müssten der ganze Markt so organisiert werden, dass nicht die weltweite Versorgung von einem Produktionsstandort abhängig ist, sondern es müsse mehrere, in sich geschlossene Lieferketten geben.
FAZIT:
„Wenn ein Medikament nicht lieferbar ist und auch kein Nachahmerpräparat zur Verfügung steht, bleibt dem Patienten nichts anderes übrig, als mit seinem Arzt und Apotheker eine alternative Behandlungsmöglichkeit zu besprechen.“ (Hohenzollern-Apotheke Münster)